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23.12.2010
Brief der Milcherzeuger aus Kanada

Liebe europäische Milcherzeuger, von Québec aus verfolgen wir die Situation der europäischen Milcherzeuger aufmerksam.

Liebe europäische Milcherzeuger,

von Québec aus verfolgen wir die Situation der europäischen Milcherzeuger aufmerksam. Im Namen aller Milcherzeuger in Québec und in Kanada möchte ich unsere Solidarität ausdrücken angesichts der schwierigen Situation, die Sie in den letzten zwei Jahren durchlebt haben. Ich schreibe Ihnen aus Québec. Dort ebenso wie im Rest Kanadas geht es der Wirtschaft im Allgemeinen recht gut. Der kanadische Bankensektor hat die Finanzkrise ohne staatliche Unterstützung überstanden. Die Regeln für den kanadischen Bankensektor sehen eine Risikotoleranz vor. Der kanadische Milchsektor war von der Krise nicht so stark betroffen und hat die Krise ohne direkte Subventionen überstanden. Wir verfügen über effektive Instrumente um Schwankungen bei Ab-Hof-Preisen entgegenzuwirken. Die Gesetze auf Landes- und Provinzebene ermöglichen es uns, die Milchproduktion gemeinsam zu verwalten, sie an die Nachfrage auf unserem Markt anzupassen und die Verkaufsbedingungen mit der verarbeitenden Industrie auszuhandeln. Diese Regulierung ist ein wirksames, kostengünstiges Instrument.

Die Milchproduktion ist in Kanada in diesem Jahr leicht gestiegen und die Ab-Hof-Preise sollen vom 1. Februar 2011 an um rund 2,2% steigen. Man muss jedoch dazu sagen, dass die Preise am 1. Februar 2010 nicht erhöht wurden, da die Preise für Produktionsmittel 2009 gesunken sind. Die landwirtschaftlichen Sektoren, die das Angebot nicht steuern können, müssen sich den Schwankungen bei Nahrungsmittelpreisen auf den Weltmärkten stellen. Das Problem der Preisschwankungen auf den Weltmärkten wird auch durch Spekulation auf den Agrarmärkten verstärkt. Auf einem normalen Markt verändern sich die Preise gemäß der Nachfrage. Die Akteure auf einem solchen Markt werden also die Produktion anpassen damit das Angebot die Nachfrage deckt.

In der Landwirtschaft ist das Gegenteil der Fall. Die Nachfrage verändert sich nicht oder kaum. Die weltweite Nachfrage für Milch verändert sich beispielsweise um nur ca. 1 Prozent pro Jahr. Die Rezession hat kaum Auswirkungen auf den Nahrungsmittelverbrauch. Im Agrarsektor ist die Nachfrage daher relativ stabil. Es ist vielmehr das Angebot, das variiert und das man nicht schnell anpassen kann, da es Millionen von Erzeugern gibt, die alle isoliert arbeiten. Wir müssen uns auf die Jahreszeiten einstellen und wenn das Produkt fertig ist, muss man es ausliefern, egal welchen Preis man erzielt. Unser Sektor hat besondere Charakteristika und braucht spezielle Lösungen.

Ich bin nicht der Meinung, dass Verhandlungen mit der Welthandelsorganisation (WTO) zu Lösungen des Problems führen werden. Die Deregulierung wird das Problem nur noch verstärken, da sie die Erzeuger noch mehr isoliert. Die Regierungen müssen ihre Herangehensweise bei Verhandlungen über Landwirtschaft und Nahrung überdenken. Man muss die Erzeugerpreise stabilisieren und sicherstellen, dass alle, auch die sozial Schwächsten gute Nahrungsmittel erhalten. Davon, ob dies gelingt, hängt die politische Stabilität weltweit ab.

Wir wünschen Ihnen, dass das Jahr 2011 fruchtbarer sein wird als die letzten Jahre.

Marcel Groleau
Vorsitzender des Verbandes der Milcherzeuger von Québec und stellvertretender Vorsitzender der Milcherzeuger von Kanada