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23.12.2010
Kommentar Schweiz: Übermengenverwaltung statt nachfragegerechte Milcherzeugung

Die Liberalisierung des Marktes in der Schweiz ist hochproblematisch.

Seit dem Auslaufen der Quote im Mai 2009 werden Übermengen produziert, rekordhohe Butterberge sind entstanden. Die Importe beispielsweise an Käse liegen stark über den Exporten. Nicht die angestrebte Eroberung des Weltmarktes durch die Schweizer Produktion wurde erreicht, sondern das genaue Gegenteil: Billige Produkte aus der EU drängen auf den Schweizer Markt und die Erzeugerpreise sinken dabei rapide. Die Milchpreise spiegeln die Überschusssituation am Milchmarkt wider: Im Monat Oktober erhielten die Milcherzeuger einen Basispreis von durchschnittlich 60 Rappen / kg Milch, unter Berücksichtigung der Direktzahlungen fehlen Talbetrieben damit 25-30 Rappen / Liter zur Kostendeckung.

Die Überschüsse werden weit unter den Produktionskosten auf den Märkten der EU sowie auf dem Weltmarkt abgesetzt. Wohl um nun den Molkereien dennoch ein profitables Arbeiten zu ermöglichen, wurde auf der Jahresversammlung der Branchenorganisation Milch (BOM) eine Segmentierung in A,B und C-Preise beschlossen. Während für die A-Milch der Richtpreis gezahlt wird, erhalten die Erzeuger für als B oder C deklarierte Milch nur weit geringere Preise. Dieses Modell hat keine mengensteuernde Wirkung und wurde dennoch als Maßnahmenkatalog zur Stabilisierung des Milchmarktes auch von den Produzentenvertretern  der BOM so angenommen. Stabilisiert wird hier der Milchpreis auf niedrigem Niveau. Die Milcherzeuger können nicht entscheiden, ob sie Milch zu einem gesetzten B-Preis produzieren wollen. Sie erhalten erst mit der Milchgeldabrechnung und damit im Nachhinein die Information, wie hoch der Anteil an Milch war, die zu hochpreisigen Inlandsprodukten verarbeitet wurde und wie hoch der Anteil der Billigmilch war, die im wesentlichen in den Export geht. Der Milcherzeuger selber hat keinerlei Steuerungsmöglichkeit.

Dieser Beschluss der Delegiertenversammlung zeigt noch einmal ganz deutlich, dass eine Branchenorganisation den Milcherzeugern keine Marktmacht verschafft. Stattdessen wird der Druck der Molkereien auf die Erzeuger nur in institutionalisierte Bahnen gelenkt. .Die Einrichtung des Interventionsfonds, der die Kosten für den Export der Überschussmengen auf den Weltmarkt decken soll, geht in dieselbe Richtung. Die Erzeuger können nicht entscheiden, ob sie die schlecht bezahlten Übermengen produzieren wollen und finanzieren deren Entsorgung über diesen Fonds dennoch mindestens zur Hälfte mit. Mit Marktorientierung haben die Entscheidungen der BOM nicht viel zu tun.

Wir in der EU sollten aus dem Beispiel Schweiz unsere Lehren ziehen. Die Vorschläge der EU-Kommission bezüglich einer Branchenorganisation und Verträgen zwischen Milcherzeugern und Molkerei sowie die sehr geringen, maximalen Bündelungsgrenzen sind ungeeignet, um einer nachhaltigen Milcherzeugung in Europa eine Zukunft zu geben. Aus diesem Grunde müssen die Vorschläge der Kommission konstruktiv, aber deutlich kritisiert werden. Die Schweiz, obwohl nur ein einziges Land, zeigt, was in der EU mit 27 Mitgliedsstaaten ganz sicher auch nicht klappen kann.

Sonja Korspeter, EMB